Wege in die Klimaneutralität
21 Januar 2021Der durch den Menschen verursachte Klimawandel ist schon seit längerer Zeit im Fokus der Öffentlichkeit und nimmt aufgrund aktueller Entwicklungen immer mehr an Bedeutung zu, nicht nur für Privatpersonen, sondern auch für Unternehmen. Dies zeigt sich zum einen anhand der bereits jetzt schon deutlich sichtbaren weltweiten Auswirkungen des Klimawandels, aber auch durch die vielfältigen Bemühungen und gesetzlichen Initiativen zu Gegenmaßnahmen. Diese nehmen aufgrund der Dringlichkeit der Gesamtsituation immer mehr an Fahrt auf und werden sich zukünftig vermutlich noch weiterverschärfen und konkretisieren.
Beispiele für aktuelle Entwicklungen sind:
- Das neue Klimaschutzprogramm der Bundesregierung,
- der von der EU erarbeitete Green Deal mit einem Umfang von 1 Billion €,
- die Anfang 2021 in Kraft getretene CO2-Bepreisung in Deutschland,
- sowie eine Vielzahl an weitere gesetzlichen, unternehmensinternen und privaten Projekten und Initiativen.
Vielen Unternehmen stellt sich daher die Frage, welche Vorgaben und Herausforderungen auf sie zukünftig zukommen beim Thema Klimaneutralität und welche Methoden und Lösungsansätze aktuell sowie zukünftig möglich sind. Die Motivation für die Reduzierung des Klimaabdrucks von Unternehmen können dabei recht unterschiedlich sein (z. B. selbst gesetzte Ziele vs. „Druck von außen“ über gesetzliche Vorgaben oder Investoren-Anforderungen), das übergeordnete Ziel ist jedoch identisch. Bei der Vorgehensweise gibt es hingegen unterschiedliche Ansätze bzw. Schwerpunkte, weshalb immer eine individuelle Betrachtung der jeweiligen Unternehmenssituation erforderlich ist.
Bestimmung des „Klimaabdrucks“ von Unternehmen
Erster Schritt für die Schaffung einer Gesamtübersicht ist die Bestimmung des „Klimaabdrucks“ des jeweiligen Unternehmens. Dieser wird auch als Corporate Carbon Footprint (CCF) bezeichnet und kann anhand verschiedener international genormter Standards ermittelt werden (z. B. gemäß ISO 14064-1, ISO 14040 oder dem Corporate Standard des Greenhouse Gas Protocol). Vor der Ermittlung der Emissionen muss zudem zunächst bestimmt werden, welcher Bilanzkreis gezogen werden soll. Unterschieden wird üblicherweise nach:
- Scope 1: Direkte Emission des Unternehmens durch Gebäude und Dienstfahrzeuge
- Scope 2: Direkte Emissionen durch extern bezogene Energie (Strom, Beheizung usw.)
- Scope 3: Indirekte Emissionen durch vor- und nachgelagerte Aktivitäten
Berücksichtigt werden dabei nicht nur CO2-Emissionen, sondern auch andere klimarelevante Emissionen, z. B. beim Einsatz von Kältemitteln mit Treibhauspotenzial. Durch die Erstellung der Emissionsbilanz werden nicht nur die Hauptverursacher im bzw. außerhalb des Unternehmens aufgezeigt, sondern auch die Priorisierung und Erfolgsbeurteilung von Gegenmaßnahmen ermöglicht.
Ebenfalls möglich ist die Bildung eines Product Carbon Footprints (PCF), der für die Bewertung der Klimabilanz einzelner Produkte bzw. Produkttypen steht. Diese erfolgt üblicherweise über die Betrachtung des gesamten Lebenszyklus (auch als „cradle to grave“ bezeichnet, bei Bedarf auch Betrachtung einzelner Phasen möglich) und kann z. B. zur Außenkommunikation verwendet werden.
Mögliche Vorgehensweisen und Maßnahmen
Nach der Ermittlung der Emissionen lassen sich gezielt Maßnahmen zur Reduzierung der jeweiligen Treibhausgasemissionen treffen. Vereinfacht lässt sich unterscheiden zwischen
- Direkter Reduzierung, z. B. durch technische sowie organisatorische Maßnahmen zur Reduzierung des Energiebedarfs („Energie, die nicht bereitgestellt werden muss, setzt ohnehin keine Emissionen frei“).
- Indirekter Reduzierung, z. B. durch Umstellung auf klimaneutrale Energieträger (regenerativ erzeugter Strom, Biogas etc.) oder durch Einkauf von Emissionszertifikaten.
Im Gesamtkontext am zielführendsten ist die direkte Reduzierung von Treibhausgasemissionen, daher sollte der Fokus soweit möglich primär auf die Reduzierung des energetischen Verbrauchs gelegt werden. Dies deckt sich mit dem Prinzip „Vermeiden – Reduzieren – Kompensieren“, nach dem die direkte Vermeidung von Emissionen die höchste Priorität aufweisen sollte und Kompensationsmaßnahmen lediglich für nicht anderweitig vermeidbare Emissionen genutzt werden sollten. Positiver Nebeneffekt ist neben der energetischen Einsparung zudem eine monetäre Einsparung, die zur Finanzierung von Einsparmaßnahmen beiträgt. Ebenfalls positiv wirken sich Energieeinsparungen auf selbst gesetzte Energie- und Umweltziele von Unternehmen aus, selbst wenn diese z. B. durch den Einsatz regenerativer Energieträger bereits CO2-neutral sind.
Die Umstellung auf regenerative Energieträger ist ebenfalls eine der effektivsten Maßnahmen zur Reduzierung der CO2-Emissionen von Unternehmen, abhängig vom Energieträger jedoch teilweise mit hohen Zusatzkosten verbunden.
Der Einkauf von Emissionszertifikaten bietet sich insbesondere für Bereiche an, bei denen Alternativen derzeit nicht verfügbar (z. B. Flugreisen sofern nicht direkt vermeidbar) oder nicht wirtschaftlich sind beziehungsweise lange Umsetzungszeiträume erfordern. Zusätzlich beachtet werden sollte, dass der Einsatz von Zertifikaten keine technische, sondern eine bilanzielle Emissionsreduzierung darstellt mittels Ersatzprojekten. Abhängig von der in manchen Fällen bereits festgelegten Unternehmenspolitik kann der Rückgriff auf Zertifikate daher ein Ausschlusskriterium darstellen, falls eine technische Klimaneutralität angestrebt wird.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die verschiedenen Ansätze nicht zwingend besser oder schlechter sein müssen, sondern jeweils abhängig sind von der individuellen Situation des Unternehmens. In vielen Fällen ergänzen sich Maßnahmen auch gegenseitig, weshalb eine gesamtheitliche Betrachtung empfehlenswert ist. Zudem sollten auch indirekte Optimierungsmöglichkeiten berücksichtigt werden, die sich ebenfalls auf die Reduzierung des Klimaausdrucks auswirken, wie z. B. die Erhöhung der Ressourceneffizienz.
Allgemeines Fazit und Zukunftsausblick
Der globale Klimawandel stellt sicher eine der größten gegenwärtigen Herausforderungen dar und erfordert hohe Anstrengungen seitens aller beteiligten Parteien. Durch die Erreichung von Klimaneutralität ergeben sich für Unternehmen jedoch auch Chancen, insbesondere hinsichtlich des übergeordneten gesellschaftlichen Ziels der Nachhaltigkeit, aber auch um gesetzlichen Anforderungen und Verschärfungen zuvorzukommen. Verschiedene, teils global bekannte Unternehmen haben sich diesbezüglich ambitionierte Ziele gesetzt oder bereits erfolgreich gezeigt, dass eine Umstellung auf einen klimaneutralen Betrieb möglich ist.
Gerne ist ECA Concept auch Ihnen behilflich bei der individuellen Begleitung und Zielerreichung des Themas Klimaneutralität.
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